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23.03.2025

3. Herren: Die Schlacht in der „Geestlandhölle“

VfL Fredenbeck - TSV Lunestedt III 7:9

Knapp eine Woche nach dem 9:0-Kantersieg gegen den ATS Cuxhaven und dem damit verbundenen Klassenerhalt ging es für die Dritte zur vermeintlich heimstärksten Mannschaft der Liga, dem VfL Fredenbeck. Mit im Koffer hatte der Capitano neben den 4 üblichen Verdächtigen dieses Mal erneut Loocki, der aufgrund des ausfallenden Bezirkspokals der 2. Mannschaft kurzfristig ins Team rutschte, um Routinier Rüs Knochen und Nerven zu schonen.
Unterwegs sahen wir uns gewissen Hindernissen ausgesetzt. So musste Tiger zunächst einmal seiner geliebten Schlafhöhle entrissen und ins Auto verfrachtet werden, während ich am Bahnhof auf Abholung wartend zusehen musste, nicht vom unverhältnismäßig stark wehenden Wind (inklusive Polenflugs...) dahingerafft zu werden. Als Highlight muss hierbei definitiv die Bluetooth-Box Thorbens erwähnt werden, die ohne Starthilfe durch externe Stromzufuhr selbst bei vollem Akku keinen Mucks von sich gibt.

Erfolgreich vor 5/6 der Heimmannschaft in Fredenbeck eingetroffen, erwartete uns Sportsfreund Wölpern, der seine sportlichen Ambitionen durch Vergleiche mit Timo Boll untermalte. So teilen die beiden nicht nur die Linkshändigkeit, sondern feiern beide am Weltfrauentag Geburtstag. Auf meinen Einwurf mit dem nahenden Karriereende zu Saisonende als weitere Gemeinsamkeit erhielt ich hingegen allenfalls ein verschmitztes Grinsen.

Mit dem Rest der sich alsbald dazugesellenden Fredenbecker, starteten wir also in eine Partie, in der sich die Gastgeber in ihrer selbst ernannten „Geestlandhölle“ als Außenseiter anbiedern wollten. Ein Blick auf die Ergebnisse der Vorsaison verdeutlicht hierbei jedoch, dass dies mit Sicherheit nicht der Fall sein sollte. So gingen wir im Vorjahr in Fredenbeck mit ähnlicher Aufstellung 3:9 baden. In den Doppeln verbuchten Loocki und ich gegen die ebenfalls ungeschlagenen Schlösser/Springmann einen soliden 3:0-Sieg, während für Thorben/Ronald und Tiger/Arne jeweils 2:3 auf der Anzeigetafel abzulesen war. Dass dies nur die Ersten von insgesamt 12(!) 5-Satz-Spielen sein sollten, war zu diesem Zeitpunkt mit Sicherheit niemandem klar.

In Folge sahen die Fredenbecker Zuschauer:innen, die sich in sämtlichen Altersklassen, inklusive CR7-Double an der Hallentorwand, unterteilen ließen, 4 weitere Zitterpartien. Sowohl Loocki als auch ich lagen bereits 1:2 und 3:6 zurück, ehe wir die Partien gegen Schlösser und Springmann noch umbiegen konnten. Tiger lieferte sich im Spiel „David vs. Goliath“ einen intensiven (Konter-) Schlagabtausch mit Kück. Nach viel vergossenem Schweiß und der damit vielleicht wieder einkehrenden Nüchternheit unserer Mannschaftskatze zog sich Tiger das Spiel mit 2 Punkten Differenz. Thorben musste sich am Nachbartisch nicht nur den versprochenen Kämpferqualitäten Wölperns stellen, sondern haderte auch mit den deutlich anderen Spielbedingungen. (Kleiner Exkurs für die TT-Nerds. Fredenbecks Halle ist von der kleineren Sorte, mit massiven, ungedämpften Backsteinwänden, Tischen, die sonst niemand zu spielen scheint und aus der Mode gekommenen Plastikbällen ohne Naht. In Summe heißt das: „Viel schnell, viel Spin und viel Sound!“, fast wie zu Zelluloid-Zeiten.) Glücklicherweise befand sich Thorben am Ende des Spiels auf der Sonnenseite, was angesichts des Sonnenstandes auch wörtlich zu verstehen ist. Mit einer fast verbrannten Netzhaut sahen meine Augen dann eine der stärksten spielerischen Leistungen des Nachmittags: Ronald fidelte den jungen technisch starken Abwehrer Hammerschmidt nach allen Regeln der Kunst ab und brach fürs Erste die Fünfsatzserie (3:0). Anscheinend haben sich die Trainingseinheiten mit Lunestedts bestem Abwehrspieler (Rü) bezahlt gemacht. Arne, den im Spiel gegen Heß viele als Favoriten verortet hatten, so auch sein Gegner, führte bereits mit 2:1, vermochte es aber gegen einen im Vergleich zur Hinrunde deutlich fokussierter und sicherer agierenden Heß nicht, das Spiel an Land zu ziehen (2:3). Wer uns nun beim Zwischenstand von 6:2 schon als vermeintliche Sieger gesehen hat, sollte sich warm anziehen, denn auch die zweite Halbzeit der Begegnung sollte es in sich haben.

So vermochte Loocki abermals, sich erfolgreich in die Partie zu beißen und gegen Schlösser seine ganze Bandbreite aus atemberaubender Sicherheit im Ballonabwehrspiel und harten Vorhandwinnern an den Tisch zu bringen (3:2). Ich hingegen scheiterte gegen einen sicher agierenden „Helmut“ Springmann seit Langem mal wieder an den zu hoch gesteckten Ambitionen an mich selbst und unterlag in Folge verdient mit 2:3. Im Spiel der „Leuchttürme“ zwischen Kück und Thorben bewies der Fredenbecker, dass dieser nicht nur die nötigen Zentimeter mehr auf der Größenskala auf seiner Seite hat, sondern auch die entscheidenden 3 Bälle mehr auf den Tisch spielen kann und verkürzte somit auf 5:7 aus Fredenbecker Sicht. Tiger und Wölpern hätten am Nachbartisch sicherlich beide gern im Entscheidungssatz begonnen, um ihre Knochen zu schonen. Da die Regeln dies jedoch nicht hergeben, musste dies spielerisch geschehen. Letztendlich zeigte Tiger, dass er auch vor sichtlich angeschlagener Beute keinen Halt macht und belohnte sich für seine erfolgreiche Entgiftungskur. Sichtlich angeschlagen und auch teils ratlos blickte indes Arne drein, als er es nicht vermochte, das Abwehrbollwerk Hammerschmidts zu durchbrechen (0:3). Vielleicht trage ich Arnes Vorermüdung eine gewisse Teilschuld, da ich Arne beim Training am Vortag erst nach gefühlten 20 Sätzen aus der Halle ließ (Sorry Arne!). Während Ronald gegen Heß in die Box stieg, schickten sich Loocki und ich an, einen möglichen Gesamtsieg im Entscheidungsoppel einzustreichen. Als Ronald dann in 3 Sätzen den Kürzeren zog, sahen sich Loocki und ich beim Stand von 5:9 im alles entscheidenden Satz schon der vermeintlichen Niederlage gegen Kück/Wölpern gegenüber.

Frisch aus der Box kommend, dachte Ronald schon offen darüber nach, wie sich ein 8:8 nach einer 6:2-Führung anfühlen würde, während ich mich auf mein Versprechen an Arne hinsichtlich eines Sieges und seiner Vergleiche zwischen der Spielidee Martin Gluzas und meiner Wenigkeit in engen Spielsituationen besann. 6 „Eurosport“-Bälle später ließ Loocki schließlich Wölpern mit seinem Rückschlag ins Leere laufen und besiegelte somit den 12:10-Satzgewinn und den damit verbundenen 9:7-Auswärtssieg nach 4,5-stündiger Spielzeit.

Zwar ging es in diesem Spiel für beide Mannschaften um nicht mehr viel, jedoch ist ein Auswärtssieg gegen Fredenbeck dennoch als außerordentlich starke Leistung einzustufen. Neben der Gewissheit, dass dies nicht viele Mannschaften schaffen, winkte uns außerdem der 4. Tabellenplatz. Die Fredenbecker stellten nach Spielende nicht nur erneut ihren Sportsgeist, sondern auch ihre Gastgeberqualitäten unter Beweis, indem sie uns mit Speis und Trank, inklusive veganer Currywurst (mein Dank gilt Sportsfreund Schlösser), versorgten und erst nach drei weiteren gemeinsamen Stunden die Halle mit uns verließen.

Da der Capitano kurzerhand beschloss, dass der am Vormittag gestartete Spieltag nach wie vor nicht gebührend ausgeklungen lassen wurde, ging es noch zum gefühlten „Mitternachtssnack“ zum nächsten Griechen, bei dem ein Schlachtplan für die kommende Partie gegen Sittensen (Mittwoch, 20:15 Uhr in eigener Halle) aufgestellt wurde. Mehr als 12 Stunden nach der ursprünglichen Abfahrt kehrten wir in unsere jeweiligen Nachtlager ein, um uns abermals in weniger als 12 Stunden in der „grünen Hölle“ Lunestedts beim Spitzenspiel der Ersten gegen den MTV Jever wiederzusehen.

Nach diesem Essay bleibt mir nur das übliche „bis neulich“! Vielleicht ja schon am kommenden Mittwoch?!
Henning

Spielbericht

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